Berijew MBR-2

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Berijew MBR-2

Erbeutete Berijew MBR-2M-34 in finnischen Diensten
Typ Mehrzweckflugboot
Entwurfsland

Sowjetunion 1923 Sowjetunion

Hersteller Berijew
Erstflug 3. Mai 1932[1]
Indienststellung 1933/1934
Produktionszeit

1933–1942

Stückzahl 1365

Die Berijew MBR-2 (russisch Бериев МБР-2, NATO-Codename Mote und als Be-2[2]) war ein sowjetisches Aufklärungs- und Mehrzweckflugboot. Eine zivile Version existierte als MP-1 (МП-1). Das Kürzel MBR bedeutet Morskoi blischni raswedtschik (Морской ближний разведчик, Marine-Nahaufklärer). MP steht für Morskoi passaschirski samoljot (Морской пассажирский самолет, Maritimes Passagierflugzeug).

Der Prototyp während der Erprobung in Sewastopol 1932

Der Grundentwurf dieses leicht bedien- und wartbaren, leistungsfähigen und robusten Mehrzweckflugbootes für den Einsatz in den sowjetischen Küstengewässern stammte von Robert Bartini[3] und wurde von Georgi Berijew 1931 im ZKB-Werk W. R. Menschinski in Taganrog abgeschlossen. An der Konstruktion wirkten I. W. Ostolawski, M. P. Mogilewski und A. N. Dobrowolski mit.

Der Bau des Prototyps war zum Jahresende 1931 vollendet. Für die Erprobung wurde er demontiert, nach Sewastopol überführt und dort wieder zusammengebaut. Die Erprobung konnte indes nicht gestartet werden, da sich die Lieferung des zum Einbau vorgesehenen M-27-Motor verzögerte, der sich seit 1929 in der Testphase befand und unter allerlei Kinderkrankheiten litt. Schließlich wurde nach mehrmonatiger Wartezeit ein BMW-VI.Z-Motor eingesetzt, mit dem B. L. Bucholz am 3. Mai 1932 den Erstflug durchführen konnte. Die nachfolgenden Tests verliefen zufriedenstellend, dennoch wurde anfangs kein Serienauftrag erteilt. Erst im März folgenden Jahres wurde die MBR-2 für die Produktion freigegeben, die Ende 1933 anlief. Die Serienflugzeuge erhielten anfangs den als Lizenz des BMW VI gebauten Motor M-17b. Zeitgleich erschien die zivile Ausführung MP-1.

1936/37 entstanden die verbesserten und leistungsstärkeren Weiterentwicklungen MBR-2bis und MP-1bis mit Mikulin-AM-34-Motor, geschlossener Kabine, geschlossenem hinteren Waffenstand und geändertem Seitenleitwerk.

Durch die Möglichkeit, Schnee- und Eiskufen oder ein Fahrgestell anzubauen, erhielt die MBR-2 einen ausgeprägten Mehrzweckcharakter.

Die ersten MBR-2 wurden Ende 1933 ausgeliefert und bei der Schwarzmeerflotte eingesetzt. Das Flugzeug war bis 1943 vor allem als Nahaufklärer bei der sowjetischen Marine im Einsatz und wurde bis 1942 produziert.[4]

Die abgeleitete Zivilversion MP-1 wurde ab 1934 als Verkehrsflugboot verwendet. In der sechssitzigen Passagierausführung verfügte sie über zwei schallisolierte und beheizbare Kabinen für je drei Personen. Sie kam bei der Aeroflot hauptsächlich auf Küstenrouten am Schwarzen Meer zum Einsatz. 1935 folgte die Transportversion MP-1T.

Die Version mit dem AM-34-Triebwerk wurde bis 1942 hergestellt und im Krieg eingesetzt. Als Zivilversion kam das Flugzeug mit AM-34N-Motor zum Einsatz.

Nach ihrer Ausmusterung fanden zahlreiche MBR-2 noch lange Verwendung als Mehrzweck- und Fischereiüberwachungsflugzeug im zivilen Bereich.

Die MBR-2 war ein freitragender Schulterdecker in sowohl Gemischt- als auch Ganzmetallbauweise mit Normalleitwerk und besaß ein geräumiges, zweistufiges Rumpfboot. Die Piloten saßen nebeneinander in einer offenen, bei späteren Varianten geschlossenen Kanzel. Außerdem wurde im Bug und auf dem Rumpf je ein ungedeckter Waffenstand angebracht und mit je einem 7,62-mm-MG PW-1 bestückt, später wurde auch das DA-2 verwendet und der mittige Waffenstand geschlossen. Das Höhenruder war abgestrebt.

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Kenngröße Daten
Besatzung 3–4[A 1] (bei MBR-2WU: 5)
Länge 13,50 m
Spannweite 18,90 m
Höhe 4,50 m
Flügelfläche 26,85 m²
Antrieb MBR-2: ein 12-Zylinder-Reihenmotor M-17
MBR-2bis: ein 12-Zylinder-Reihenmotor AM-34F oder AM-34N
freistehend über dem Flügel angeordnet
Leistung MBR-2: 530–633 kW (720–860 PS)
MBR-2bis: 607–633 kW (825–860 PS)
Startleistung 515–552 kW (700–750 PS)
Kraftstoffvorrat 540 l im Rumpf, dazu Reserve- und Zusatzbehälter im Mittelschwimmer
Höchstgeschwindigkeit 285 km/h in 2000 m Höhe
Marschgeschwindigkeit 225 km/h in 2000 m Höhe
Steiggeschwindigkeit 230 m/min
Dienstgipfelhöhe normal 6600 m
maximal 7600 m
Reichweite normal 1450 km
maximal 2200 km
Aktionsradius 600 km
Flugdauer 8 h bei 180 km/h
Leermasse 2100 kg
Startmasse normal 3500 kg
maximal 4000 kg
Bewaffnung zwei bis vier 7,62-mm-MG in zwei Gefechtsständen in Bug und Rumpfrücken
bis 600 kg Bombenlast
  • Rudolf Höfling: Berijew. Seit 1934. Motorbuch, Stuttgart 2017, ISBN 978-3-613-04025-0, S. 15 ff.
  • Olaf Groehler: Geschichte des Luftkriegs 1910 bis 1980. Militärverlag, Berlin 1981.
  • Ulrich Israel: Flugboote des zweiten Weltkrieges. Deutscher Militärverlag, Berlin 1972.
  • Kenneth Munson: Bomber, Aufklärungs- and Transportflugzeuge 1939–45. Orell-Füssli, Zürich 1970.
  • Ulrich Israel: Flugboote des zweiten Weltkrieges. In: Wolfgang Sellenthin (Hrsg.): Deutscher Fliegerkalender 1969. Deutscher Militärverlag, Berlin 1968.
Commons: Berijew MBR-2 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  1. lt. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45, Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 101 4–5 Mann Besatzung

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Höfling, Berijew, S. 18
  2. Designations of Soviet and Russian Military Aircraft and Missiles
  3. Rainer Göpfert: Robert L. Bartini: Leben und Werk (Teil 1). In: Fliegerrevue X, Nr. 103. PPV Medien, 2023, ISSN 2195-1233, S. 14.
  4. vgl. Kenneth Munson: Bomber, Patrouillen- und Transportflugzeuge 1939–45, Orell Füssli Verlag, Zürich, 3. Auflage 1977, S. 101